Formlose Streichung der Sozialhilfe nicht zulässig

Im Urteil 8C_307/2022 (zur Publikation vorgesehen, Medienmitteilung) vom 04.09.2023 hält das Bundesgericht – für die meisten wenig überraschend – fest: Grundlegendes Verfahrens- und allgemeines Verwaltungsrecht entfalten auch im Sozialhilferecht Wirkung.

Das Bundesgericht hat einen Fall aus dem Kanton Neuenburg zu beurteilen, in welchem das Sozialamt ohne förmlichen Entscheid die Sozialhilfe einstellte, indem es keine Zahlungen mehr auslöste. Verfügungen erfolgten erst später. Das Bundesgericht hält – im Gegensatz zum kantonalen oberen Gericht – fest, dass eine Einstellung der Sozialhilfe aufgrund mangelnder Mitwirkung als einschneidende (in Art. 12 BV eingreifende) Massnahme zu verfügen ist. Die Gründe für die Einstellung selbst beanstandet das Bundesgericht in vorliegendem Fall hingegen nicht.

E. 7.2.2. La suppression de prestations d’aide sociale a un caractère incisif, car elle prive le bénéficiaire des moyens destinés à couvrir ses besoins vitaux et met ainsi en péril son droit fondamental à des conditions minimales d’existence, garanti par l’art. 12 Cst. Par conséquent, il s’impose qu’une mesure aussi tranchante dans un contexte particulièrement délicat soit prononcée dans une décision formelle, sujette aux voies de droit ordinaires (cf. art. 29a Cst.). Si elle est au surplus censée être immédiatement exécutoire, elle doit être émise sans délai et peut prévoir que le recours sera dépourvu d’effet suspensif. Il n’est cependant pas admissible qu’une autorité supprime les prestations de manière purement informelle si un bénéficiaire ne remplit pas ses obligations de renseignement (WIZENT, Sozialhilferecht, n° 1097; cf. RUDOLF URSPRUNG/DOROTHEA RIEDI HUNOLD, Verfahrensgrundsätze und Grundrechtsbeschränkungen in der Sozialhilfe, in ZBJV 2015 p. 410; URS VOGEL, Rechtsbeziehungen – Rechte und Pflichten der unterstützten Person und der Organe der Sozialhilfe, in Christoph Häfeli [éd.], Das Schweizerische Sozialhilferecht, 2008, p. 166).

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